Brasilianische Gewerkschafter besuchen SBH in Halle

Berufsgenossenschaft und CNC-Maschine sind Wörter, die es der Übersetzerin schwer machen, sie ins Portugiesische zu übertragen. Das erste, weil es eine Berufsgenossenschaft schlichtweg in Brasilien nicht gibt, das andere, weil Fachwörter schwierig zu übersetzen sind. Am Ende klappte die Verständigung trotzdem – mit einem Lächeln, einfachen Worten und viel Geduld.

Eine Gruppe brasilianischer Gewerkschaftsvertreter haben auf ihrer 20-tägigen Reise quer durch Deutschland den halleschen Standort der SBH Nordost GmbH besucht. Gesprächsthemen waren unter anderem Umschulung und Ausbildung; ein Schwerpunkt lag auf der Jugendarbeit, die in Halle vorrangig durch das Projekt „Stabil“ umgesetzt wird. Hier wird Jugendlichen ohne Schulabschluss oder Ausbildung geholfen, eine Perspektive zu finden. Benachteiligte Jugendliche gebe es auch in Brasilien jede Menge, erklärten die Gewerkschaftsvertreter auf Portugiesisch. Der Bedarf an Fördermaßnahmen wie „Stabil“ sei enorm – allerdings gebe es keine staatliche Finanzierung wie in Deutschland.

Seit den 1990er Jahren besuchen sich Delegationen deutscher und brasilianischer Gewerkschaften gegenseitig, um im Austausch voneinander zu lernen. Vor diesem Hintergrund begrüßten Britta Witt, Niederlassungsleiterin der SBH Nordost GmbH in Halle, und Standortkoordinator Jens Degener die Gäste herzlich. „Ich freue mich über die neuen Erfahrungen und den Austausch über die Ländergrenzen hinaus“, erklärte Degener. Vor allem die Werkstätten, in denen die Jugendlichen täglich arbeiten, hätten den brasilianischen Gästen einen nachhaltigen Einblick in die intensive Arbeit gegeben, die hier zusammen mit den jungen Menschen geleistet wird. Den vielen Input wollen die südamerikanischen Gewerkschafter nun mit nach Brasilien nehmen und über Möglichkeiten nachdenken, wie den Jugendlichen vor Ort geholfen werden kann.

Das Projekt „Stabil“ (Selbstfindung - Training - Anleitung - Betreuung - Initiative – Lernen) wird seit 2010 in der SBH Nordost GmbH durchgeführt. Es wird gefördert durch den Europäischen Sozialfonds, das Land Sachsen-Anhalt und durch das Jobcenter Halle (Saale). In den Bereichen „Hauswirtschaftliche Dienstleistungen“, „Kreativ“ und „Reparatur“ können die Teilnehmer und Teilnehmerinnen sich erproben, eigene Ideen einbringen und Produkte mitplanen und produzieren. Ausgerichtet ist das Projekt auf Jugendliche unter 25 Jahre ohne Schulabschluss oder Ausbildung.