Wenn doch nur das Wetter besser wäre
v.l.n.r.: Elmar Mühlenbein (Projektabteilung), Nicolae Stinca, Adrian Binkiewicz, Daniel Cruces Lange, Driss Oubelaid
Die Entscheidung, ihr Heimatland zu verlassen, um eine bessere berufliche Perspektive zu haben, fällt den jungen Erwachsenen nicht leicht. „Die meisten von ihnen wohnten noch bei ihren Eltern und standen noch nicht auf eigenen Beinen,“ erklärt Elmar Mühlenbein, Projektmanager bei der Stiftung Bildung & Handwerk. „Als Träger des Programms möchten wir ihnen nicht nur eine bessere berufliche Zukunft ermöglichen, sondern sie auch bei der Entwicklung ihrer Persönlichkeit und Fähigkeiten unterstützen.“ Um sicherzustellen, dass Auszubildender und Betrieb zusammenpassen, absolvierten die Europäer vor Ausbildungsstart ein sechswöchiges Praktikum. Das Eruieren von Betrieben erfolgte vorab zusammen mit der Kreishandwerkerschaft Paderborn-Lippe, die ihre Innungsbetriebe auf das Programm aufmerksam machte. „Ein passgenaues Matching legt den Grundstein für eine erfolgreiche Ausbildung,“ so Mühlenbein. Damit es während der Ausbildung auch sprachlich und kulturell klappte, organisierte die SBH vorab einen Deutschkurs, in dem nicht nur die Sprache, sondern auch die deutsche Kultur und die regionalen Besonderheiten vermittelt wurden. Hierzu zählten auch die hiesigen Wetterverhältnisse. „Auch wenn wir die Teilnehmer bestmöglich auf die Gegebenheiten in Deutschland vorbereiteten, waren die ersten Wochen für sie nicht einfach. Sie wurden mit kulturellen Unterschieden konfrontiert und litten zum Teil massiv unter unserem Klima. Einige haben ihre Ausbildung tatsächlich deswegen abgebrochen und sind zurück nach Spanien oder Italien gegangen“, erzählt Mühlenbein. Von anfänglich 41 Teilnehmern haben letztendlich 17 aus Italien, Polen, Spanien und Bulgarien die Ausbildung geschafft und sich ein Leben in Deutschland aufgebaut. Dabei hatten sie es während ihrer Ausbildung nicht immer leicht. „Ein Auszubildender sollte einen Heizkörper in den dritten Stock bringen. Sein Ausbilder wies ihn darauf hin, dass er ruhig den Aufzug nehmen könne. Er nahm daraufhin aber die Treppe. Oben angekommen, fragte er dann seinen Ausbilder, was denn Aufzug bedeuten würde“, schmunzelt Mühlenbein.
Die vier letzten Teilnehmer haben ihre Ausbildung Ende Juni beendet und halten stolz ihre Gesellenbriefe in den Händen. Für Adrian Binkiewicz, Daniel Cruces Lange, Nicolae Stinca und Driss Oubelaid geht es in ihren Ausbildungsbetrieben weiter: Sie wurden übernommen und haben die Verträge bereits unterzeichnet. Für sie ist klar, dass sie sich in Zukunft weiterbilden und ihre Deutschkenntnisse verbessern möchten. „Wenn ich abends die Inventur auf der Baustelle mache, fehlen mir zum Teil die Bezeichnungen für das Material“, erzählt Stinca.
Insgesamt ist die SBH mit dem Projektergebnissen zufrieden. „Wir konnten durch MobiPro-EU zeigen, dass Menschen mit einem ausländischen Schulabschluss die deutsche berufliche Ausbildung bestehen können und wir so die Möglichkeit haben, offene Lehrstellen zu besetzen,“ fasst Mühlenbein zusammen. Er wolle die gewonnenen Erfahrungen und entwickelten Qualitätsstandards auf weitere Mobilitätsprojekte übertragen. Parallel zu MobiPro-EU hat die SBH bereits das Programm Dual & Global initiiert, was nicht nur junge Bewerber aus Europa einbezieht, sondern auch aus Drittstaaten wie Vietnam.
Über das Programm MobiPro-EU:
Das Sonderprogramm verfolgt das Ziel, einen Beitrag zum Abbau der Jugendarbeitslosigkeit in Europa und zur Fachkräftesicherung in Deutschland zu leisten. Eine gezielte Förderung versetzt junge EU-Bürgerinnen und EU-Bürger in die Lage, außerhalb ihrer Herkunftsländer in Deutschland eine betriebliche Berufsausbildung erfolgreich abzuschließen. Das Programm wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) gefördert.